11. September 2011

Wandern gen Schafreuter DE / AT

Könnt ihr Euch an das WE vor zwei Wochen erinnern, als der Freitag mit 35 Grad erstrahlte und wir, also zumindest ich, das wunderbare Wetter bis spät Abend im Biergarten sitzend genossen habe.
Am folgenden Tag ging es zu unserer lang geplanten Wanderung ins Karwendel. In Fall bei Lenggries trafen wir uns und zu Siebt ging es los. Den ersten Super Regenschauer hatten wir noch abgewartet, aber zu Siebt ist man doch motivierter, dreht nicht um sondern los ging's.

Ab Minute 15 fing es allerdings schon wieder an nass vom Himmel zu tröpfeln und so sollte es auch die nächsten Stunden weiter gehen. 

Unser Ziel war es vom auf 773 m gelegenen Fall zur Tölzer Hütte auf 1825 m zu wandern und dort zu übernachten um dann eben am nächsten Tag wieder abzusteigen.

Die Tour begann durch das Krottenbachtal. So dann und wann fragten wir uns wie steil es wohl noch werden würde, denn der Weg führte immer wieder nach unten, statt nach oben. Tja, und was heißt das so schön, wenn's wieder runter geht muss man das ja auch wieder hoch gehn.

Blick ins wolkenverhangene Tal
Aufgrund des an-
dauernden Regens war dann auch nix mit Pause, gemütlich ausruhen die Aussicht genießen. Nein, die kurzen Trinkpausen gaben ehrlich gesagt nur einen in Wolken verhangenen Bergblick frei bei welchem man nur erahnen konnte wohin uns der Weg noch führen würde.
Ja, und irgendwann ging es dann auch stetig nach oben. Bei der Kraxelei erinnerte ich mich dann an die Worte in meinem schlauen Wanderführer "für geübte Geher ohne Schwierigkeiten". Aber wo sind die nur lang gegangen, denn die Schilder machten uns immer wieder darauf aufmerksam dass "Trittsicherheit" und "Schwindelfreiheit" gefordert waren, davon abgesehen dachte ich mir bei manch einer Kraxelei ob meine Kletterschuhe nun nicht besser wären als meine Wanderschuhe.
Einen Vorteil hatte das Wetter aber allemal, wir verbruzelten nicht in der Sonne am Hang und für mich doch nicht so schwindelfreien Person blieb der Blick in die Tiefe durch die Wolken verwehrt.
Als es neben dem Regen noch zu Donnern anfing, stellte sich der ein oder die andere wohl schon mal die Frage warum wir uns gerade in den Bergen befanden. Ich möchte anmerken, in der Vorhersage war von Regen nicht aber von Gewitter die Sprache gewesen. Für einen alternativeen Abstieg waren wir allerdings schon weiter entfernt vom Parkplatz als von der Tölzer Hütte.

Kaum zu glauben wie lang ein Weg sein kann...
Nach ein paar Stunden wandern und klettern kamen wir dann auch auf der Ebene des Delpsee an. Es lagen nur noch "lächerliche" 200 Höhenmeter zwischen uns und der am Ende der Wiese zu erblickenden Hütte. Leider waren diese, zumindest für mich, die härtesten Höhenmeter. Gesellte sich zum Regen doch noch ein eisiger Wind, die Regenhose mittlerweile durchgeweicht, Regenjacke war auch eher nass als abweisend und aus dem Regen wurde SCHNEEregen. Ja, wirklich wahr.
Stetig einen Fuß vor den anderen setzend ähnelten ein paar von uns wohl eher zielstrebigen Robotern :-), diese Schritte aber natürlich mit Bedacht gesetzt, denn die Wiese glich einem Kraterlauf durch die von Kühen verursachten 20 cm tiefen Löcher. 
Allerdings fühlte ich mich ja glatt wie in einen Sissi Film versetzt (als Sissi mit ihrem Franzl in den Bergen war) und eine Herde Geißen / Bergziegen den Berg hochrannte. Schee :-)

Es schneit...
Nach 4 Std. 18 Min (was würde man nur ohne Sportuhren machen :-) ) kamen wir dann auch wirklich auf der Hütte an und just in dieser Minute fing es an zu schneien.
Also ich musste mir das ja schon immer wieder vorsagen "es schneit?!". Gestern 35 Grad, heute im Tal 16 und jetzt bei 7 Grad und Schnee auf der Hütte. Wenn das mal nicht strange ist.

Nach dem Schneefall. Blick von der Hütte ins Karewendel


Die Besteigung auf den Gipfel des Schafreuter haben wir aufgrund dieser wunderbaren Wetterbedingungen dann für den Nachmittag weggelassen und haben uns erstmal mit dem (kalten) "Berg"wasser frisch gemacht, Klamotten in der Stube zum trocknen aufgehängt und uns mit heißer Schokolade und Kuchen gestärkt.

Der Nachmittag und Abend ging dann "Uno" und "Kniffel" spielend, Knödel essend und trinkend recht flott rum und zur Hüttenruhe verzogen wir uns in unseren 7er Schlafsaal. 


Nach der "Schneeschmelze"

So wacht man doch gerne auf...

Der super Wandertrupp
 Der nächste Morgen war noch frisch, doch gestärkt vom Frühstück ging es über die Moosenalm - die wir nicht entdeckten, auf anderem Wege (als hoch) wieder runter. Das Wetter war am Sonntag wieder so schön, dass wir problemlos im TShirt und Sonnen-
brille unterwegs waren. Da es allerdings vom schmelzenden Schnee noch stellenweise recht rutschig war führte uns der Heimweg nicht über den Gipfel des Schafreuter sondern um ihn rum. Mit Blick auf genau jenen machten wir noch eine wunderschöne Pause und dann muss ich mal meinen Stolz auf mich äußern. Wir mussten auf dem Rückweg an manchen Passagen vorbei die schon sehr eine Schwindelfreiheit forderten. Und ich hab's geschafft :-)
Der Berg links ist der Schafreuter. Die Hütte liegt dahinter.
Wer kann den Weg nachverfolgen...ja, da geht's runter














Mein Wander-
buch hatte noch von einer Einkehr in der Grammers-
bergalm geschrieben auf welche wir uns alle freuten. Nur erschien diese auch nicht auf unserem Weg und so marschierten wir bei diesem super Wetter, mit traumhaften Blick in die Berge zurück nach Fall.

Die Tour würde ich auf jeden Fall empfehlen. Auf dem Weg nach oben sind wir niemand begegnet. Die Hütte war allerdings gut gebucht, sind die Wanderer alle die Route hoch (und auch wieder runter) welche wir abgestiegen sind. 
Ich bin mal gespannt, wie hoch der Schnee lag wenn wir in ein paar Jahren von dieser Tour erzählen ;-) Sie war anstrengend, aber schön und gut.





Ein paar Worte, unabhängig dieser Tour möchte ich noch hinzufügen.

Am Tag nach der Tour saß ich in einem Meeting. Einer der Herren hatte sein Handy auf dem Tisch und wartete auf einen Anruf. Sein Schwager werde seit des vorherigen Abends in den Bergen vermisst. Der Anruf kam während unseres Meetings, die Bergwacht hatte ihn gefunden, tod. Seine Frau ist im 9. Monat schwanger und sie waren erst ein paar Monate verheiratet. Er war allein unterwegs und hatte sich in der Zeit verplant. 500 m vor einer Hütte ist er in der aufkommenden Dunkelheit im Wald vom Weg abgekommen und in die Tiefe gestürzt.
Die Berge sind wunderschön, aber auch genauso unberechenbar. Bitte geht nie allein in die Berge und plant immer genug Zeit ein!!